Ein Doppelgewebe in Leinenbindung

Geplant ist ein Tischläufer von ca. 45 cm Breite und 250 cm Länge als Baumwoll-Doppelgewebe in "weihnachtlichen" Farben. Das Muster soll ein gleichmäßiges Karo mit abwechselnd grünen und roten Feldern abbilden. 

Die rote Kette kommt vom oberen, die grüne Kette vom unteren Kettbaum des Glimåkra-Standard-Webstuhls. Damit die Drehrichtungen der Sperrräder an den Kettbäumen beim Spannen der Ketten zur leichteren Bedienung gleichgerichtet sind, müssen die Kettfäden von ihrem Kettbaum über den zugehörigen Streichbaum einen unterschiedlichen Weg nehmen. 

Die Fäden der über die gleiche Breite verteilten Ketten des Doppelgewebes müssen nun für die Einfädelung in die Litzen geordnet werden. Hierbei helfen die in die Ketten eingelegten Kreuzlatten, die dafür sorgen, dass die Ordnung der Kettfäden (abwechselnd rote und grüne Fäden) nicht verloren geht. 

 

Damit das Einfädeln der Kettfäden in die Litzen übersichtlicher vor sich gehen kann, wurden die Kettfäden entsprechend dem geplanten Gewebemuster den Litzen in Gruppen zugeordnet.

Die grünen Kettfäden wurden auf die Litzen der Schäfte 1 bis 4, die roten Kettfäden auf die Litzen der Schäfte 5 bis 8 verteilt.

Damit die Kettfäden vor dem Kammeinzug ihre Ordnung beibehalten und nicht aus den Litzen rutschen, kann man ihre Fadenenden verknoten oder, wie auf dem nächsten Bild zu sehen ist, mit Metallklemmen zusammenhalten. 

Die Vorteile der Klemmen liegen darin, dass man die Fäden mit ihnen beschwert, wodurch sie locker gespannt nach unten hängen und weniger verwirren, und dass man vor dem Einzug der Kette in den Webkamm keine Knoten lösen muss. 

 

Ein netter Farbeffekt: Durch Heben und Senken der Schäfte haben die eng liegenden Kettfäden ein rotgrünes Fadenbild erzeugt. Die zwei Kreuzlatten (Lamellen von alten Holzjalousien) befinden sich zwischen den beiden Streichbäumen (rechts gelegen, nicht im Bild) und den acht Schäften (links außerhalb des Bildes) und verhindern ein Verwirren der Kettfäden. 

 

Zwei Schiffchen mit jeweils einem roten und einem grünen Schussfaden werden abwechselnd durch die Fächer geschoben. Die Fächer müssen unbedingt sauber getrennte Kettfäden aufweisen, weil man die unten gelegene Gewebsschicht hinsichtlich Gewebefehlern schlecht beurteilen kann. Ist man unsicher, kann ein Taschenspiegel dabei helfen, seitlich in die Fächer hinein zu sehen. 

 

Je nachdem, ob man die Schussfäden am Geweberand miteinander verwindet oder nicht, können die Geweberänder geschlossen sein oder wie hier offene Taschen bilden. 

 

Anstelle eines Gewebeabschlusses mit Fransen wurden die Kettfäden an den Enden des Tischläufers mit jeweils drei Strängen je vier Fäden verflochten. Es fehlen noch Holzperlen, die das Erscheinungsbild des Flechtwerks abrunden sollen. 

 

Die Holzperlen sind nun eingearbeitet. Damit ist der Tischläufer fertig und er kann an seinen Platz. Hat ja auch lange genug gedauert. 

 

Der Tischläufer kommt auf dem langen Esstisch gut zur Geltung. Er besteht aus einem in Leinenbindung gefertigten baumwollenen Doppelgewebe. Wo in der oberen Gewebeschicht ein rotes Karo liegt, befindet sich darunter ein grünes und umgekehrt. Gewebt wurde der griffige Stoff auf dem Glimåkra-Standard-Webstuhl mit zwei Kettbäumen, auf die die rote und die grüne Kette separat aufgebäumt waren. Für die Herstellung des Doppelgewebes wurden jeweils acht Schäfte und acht Tritte benötigt. 

 

Nicht beabsichtigt, aber genial: Man kann auf dem Tischläufer Brettspiele wie Dame oder Schach spielen, sogar gleichzeitig auf vier Spielfeldern nebeneinander. 

 

Noch ein paar grundlegende Anmerkungen zum Doppelgewebe 

Für diejenigen, die wissen möchten, wie man so ein Doppelgewebe weben kann, folgt hier die Beschreibung der Verteilung der Kettfäden auf die Schäfte und deren Aufbindung mit den Tritten. 

Das hier vorgestellte Doppelgewebe in Leinenbindung besteht aus zwei übereinander liegenden Gewebeschichten mit jeweils 288 Gewebeeinheiten, die in 36 Gewebereihen angeordnet sind. Jede Gewebereihe umfasst acht Gewebeeinheiten. 

 

Die grünen und roten Kett- und Schussfäden bestehen aus dünnem Baumwollhäkelgarn gleicher Stärke. Die Größe einer Gewebeeinheit von nicht ganz 5 cm x 5 cm (grünes oder rotes Gewebequadrat) wurde in der Breite durch 56 Kettfäden und in der Länge durch 40 Schussfäden erreicht. Die unterschiedliche Anzahl der längs und quer laufenden Fäden einer Gewebeeinheit ist auf die Dichte und Spannung der Kettfäden zurückzuführen, die eine engere Anordnung der Schussfäden nicht ermöglichten. 

Bei acht Gewebeeinheiten in Reihe und in zwei Lagen kommen insgesamt 896 Kettfäden zusammen. Da an den Rändern jeder Gewebeschicht ein doppelter Faden eingewebt wurde, bestanden die grüne und rote Kette zusammen aus 900 Kettfäden. 

 

Hier werden die farblichen Abfolgen der Gewebeeinheiten des Ober- und Untergewebes der Gewebereihen 1 und 2 schematisch dargestellt. Neben und unter jeder grünen Gewebeinheit liegt eine rote Einheit und neben und unter jeder roten Einheit eine grüne. 

 

Man kann sich vorstellen, wie ein Schussfaden (ebenso wie ein Kettfaden) beim Übertritt von einer Gewebeeinheit zur nächsten gleichfarbigen Gewebeeinheit seine Lage zwischen Ober- und Untergewebe wechseln muss. Ermöglicht wird dies durch die Zuordnung der Kettfäden zu den Schäften. 

Grüne Kettfäden wurden den Schäften 1 und 2 sowie 3 und 4 zugeteilt. Die roten Kettfäden wurden von den Schäften 5 und 6 sowie 7 und 8 geführt. In der Reihenfolge der Kettfäden folgte ein roter Faden einem grünen Faden und so weiter (von rechts nach links), da die farblich unterschiedlichen Gewebeeinheiten neben- und übereinander liegen und die farbigen Ketten daher gleichmäßig über die gesamte Webbreite verteilt sein müssen. 

 

Die Wege der Schussfäden (grüne und rote Pfeile) durch das Gewirr der Kettfäden der Gewebereihe 1 können hier verfolgt werden. Die rechts dargestellten Schäfte 1, 2, 5 und 6 führen die Kettfäden für die Gewebeeinheiten 1, 3, 5 und 7, die links platzierten Schäfte 3, 4, 7 und 8 sind mit den Kettfäden für die Gewebeeinheiten 2, 4, 6 und 8 belegt. Die Schäfte mit den Kettfäden, die unter den Schussfäden liegen sollen, werden durch die benannten Tritte gesenkt.

 

Das gleiche gilt für die Wege der Schussfäden in der zweiten Gewebereihe. 

 

Die den Tritten zugeordneten Schaftsenkungen sind hier noch einmal zusammengefasst. 

 

Die oben vorgegebenen Aufbindungen von Tritten und Schäften (bzw. ihrer Querhölzer) sind im Webstuhl sorgfältig umgesetzt worden, da von ihnen später beim Weben eine saubere Fachbildung abhängt, die ein fehlerfreies Weben ermöglichen soll. 

 

In den folgenden Abbildungen geht es um die Generierung des Aufbindeschemas für das geplante Doppelgewebe, also noch einmal darum, welche Tritte mit welchen Schäften verbunden werden müssen. Für die Generierung des Aufbindeschemas von zwei übereinander liegenden Gewebeeinheiten in Leinenbindung reichen zwei grüne und zwei rote Kettfäden aus. Übertragen auf den Webstuhl bestehen diese Gewebeeinheiten jedoch aus (2x56=) 112 Kettfäden. 

Das Aufbindeschema für die Gewebereihe 1:

Die Tritte 1 bis 4 (oben rechts) werden mit den Schäften 1 bis 8 (unten links) verbunden. Das Muster über den Schäften 6, 2, 5 und 1 betrifft die Gewebeeinheiten 1 (grün oben, rot unten), das Muster über den Schäften 8, 4, 7 und 3 steht für die Gewebeeinheiten 2 (rot oben, grün unten).

 

Das Aufbindeschema für die Gewebereihe 2:

Die Tritte 5 bis 8 (oben rechts) werden mit den Schäften 1 bis 8 (unten links) verbunden. Das Muster über den Schäften 6, 2, 5 und 1 betrifft die Gewebeeinheiten 1 (rot oben, grün unten), das Muster über den Schäften 8, 4, 7 und 3 steht für die Gewebeeinheiten 2 (grün oben, rot unten).

 

Das Aufbindeschema für die Gewebereihen 1 und 2:

In dieser Darstellung wurden die Aufbindeschemata für beide Gewebereihen zusammengeführt. Das komplette Aufbindeschema ist unten rechts zu sehen (blau-weiß). Leider tritt das Muster (oben in der Mitte) nicht besonders deutlich hervor. Das liegt daran, dass die Muster des Ober- und Untergewebes gemeinsam in einer Ebene abgebildet wurden und zum Beispiel auch "nicht-Muster-relevante-Schäfte" mit roten (oder grünen) Kettfäden gesenkt werden, wenn es um eine oben liegende grüne (oder rote) Gewebeeinheit geht. 

 

Wenn man die Kett- und Schussfäden für das Ober- und Untergewebe nicht gemeinsam in einem Aufbindeschema darstellt, erhält man deutlichere Musterbilder ihrer Leinenbindungen.  Das Obergewebe wird hier ohne Berücksichtigung des Untergewebes und zur besseren Anschauung mit Gewebeeinheiten von nur 14 Kett- und 14 Schussfäden dargestellt. 

Die folgende Abbildung zeigt das entsprechende Untergewebe. 

 

Und nun noch ein paar Fotos:

Bild 1:  Die grüne Kette kommt vom unteren, die rote vom oberen Kettbaum. 

Bild 2:  Die Litzen sind in Gruppen zusammengefasst, damit man nicht den Überblick über ihre Anzahl verliert. Für jeden Kettfaden ist eine Litze vorgesehen. 

Bild 3:  Die Kettfäden und Litzen wurden in Gruppen für die Gewebeeinheiten zusammengeführt. 

Bild 4:  Die Kettfäden wurden nun in die einzelnen Litzen eingefädelt. Abwechselnd ein grüner und ein roter Faden. 

Bilder 5 und 6:  Die grünen Kettfäden sind auf die Schäfte 1 bis 4, die roten Kettfäden auf die Schäfte 5 bis 8 verteilt. Man kann die Zuordnung natürlich auch anders machen. Das würde dann eine dementsprechend veränderte Aufbindung erfordern, wenn man das gleiche Endresultat erzielen will. 

Bilder 7 und 8:  Es folgte der Kammeinzug der Kettfäden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kettfäden vom Kettbaum über die Litzen und den Webkamm in gerader Linie zu liegen kommen. 

Bilder 9 und 10:  Die in den Webkamm eingezogenen Kettfäden wurden gesichert (hier mit Klammern), damit sie nicht aus dem Kamm rutschen. 

Bild 10:  Die grünen Kettfäden sind am Warenbaumstab angeknüpft, die roten wurden erst einmal nach oben über den Schlagbaum gelegt. 

Bild 11:  Alle Kettfäden sind in kleinen Bündeln am Warenbaum (bzw. einem schlankeren Hilfsstab) angeknotet worden. Ein fester Schussfaden zieht die Fadenbündel in eine gleichmäßige Höhe. Anstelle eines Fadens kann auch eine schmale Holzleiste eingezogen werden. 

Bild 12:  Mit dem Weben wurde begonnen. Man kann schon die Anfänge der Gewebeeinheiten der 1. Gewebereihe erkennen. 

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